Mein Lieblingsbahnhofsparkplatz (von Elisabeth Vielhaber)

An einem September Sonntag 2011 habe ich eine Freundin vom Hauptbahnhof in Dortmund abgeholt. Soweit hat auch alles geklappt; ich bin pünktlich am Parkplatz in Dortmund angekommen und wir haben uns schnell im Bahnhof gefunden. Auf dem Weg zum Parkplatz ist meine Freundin dann schon mal zum Auto gegangen und ich habe die Parkkarte bezahlt. Die Parkkarte habe ich auf dem Weg zum Auto in meiner Handtasche verstaut und meine Schlüssel rausgeholt. Vor der Ausfahrtsbarriere bat ich dann meine Freundin, doch eben die Karte rauszuholen - sie fand sie aber nicht! Mit einem kleinen Witz, dass sie ja immer noch genau so trottelig sei wie früher, habe ich dann selber meine Handtasche durchwühlt, aber auch ohne Glück. Nachdem ich die Parkkarte dann auch nicht in meinen Jacken- und Hosentaschen gefunden habe, war das Lachen vorbei. Zum Glück stand noch kein Auto hinter uns, sodass ich zurücksetzten konnte und auf demselben Parkplatz wie zuvor das ganze Auto durchsucht habe. Kein Erfolg! Gut, dachte ich, dann muss ich halt eine neue Parkkarte bezahlen. Also bin ich schnell zur Einfahrtsbarriere gegangen um auf dem Knopf zu drücken, um eine neue Karte zu bekommen: Es ging nicht, es stand schließlich kein Auto vor der Barriere!

Tja, dann bin ich zum Informationsschalter in den Bahnhof gegangen. Nachdem ich kurz meine Situation mit der verlorenen Karte erklärt habe, war die Antwort:

„Da können wir nichts machen, das ist ein privater Parkplatz. Wir haben da nichts mit zu tun!”
„Und wie komme ich jetzt da raus? Ich will da schließlich nicht ewig stehen bleiben!”
„Da müssen Sie sich wohl was anderes überlegen.”

Na, vielen Dank auch!!! Zu diesem Zeitpunkt war ich dann schon etwas genervt. Ich bin zurück zu dem kleinen Kassenhäuschen gegangen, was mitten auf dem Parkplatz steht um nach einer Not-Telefonnummer zu suchen. Ich habe anstatt einer Telefonnummer den Hinweis: „Der Wachmeister macht Kontrollrunde. Haben Sie Geduld” gefunden. Es war Sonntagnachmittag, und auf dem ganzen Parkplatz war kein Wachmeister zu finden. Jeder, der schon einmal in Dortmund am Hauptbahnhof war, weiß, dass dieser sehr überschaubar ist. Natürlich habe ich gedacht, hier ist kein „Wachmeister”!!!

Na ja, also war jetzt Plan C an der Reihe. Nach drei vergebenen Versuchen konnte ich eine sehr nette Dame davon überzeugen mit ihrem Auto vor die Parkbarriere zu fahren und mir die gezogene Parkkarte zu überlassen ? sie wollte ihr Auto an einer anderen Stelle parken. Überglücklich bin ich mit der neuen Parkkarte zum Automaten gegangen um die Karte zu bezahlen, und wäre da beinahe in den sogenannten „Wachmeister” gerannt:

„Das wird nicht funktionieren”, waren seine ersten begrüßenden Worte, „die Karte ist gesperrt. Was Sie hier machen ist Betrug. Ich kann jetzt die Polizei rufen und sie anzeigen!”

Sie können sich sicherlich vorstelle, wie meine Kinnlade runtergefallen ist, als er das gesagt hat! Nur die Ruhe bewahren, das wird schon, habe ich mir selber gesagt.

„Aber was hätte ich denn machen sollen? Sie waren schließlich nicht da und ich dachte an einem Sonntagnachmittag ist hier bestimmt kein Wachmeister!”
„Tja, da haben Sie wohl falsch gedacht. Ich hab schließlich auch noch andere Aufgaben, als hier die ganze Zeit rumzulaufen.”, waren seine freundlichen Worte. Was hat ein Wachmeister an einem Sonntagnachmittag auf einem Parkplatz denn für großartige Aufgaben?
„Gut, jetzt sind Sie ja zum Glück da. Wie komme ich denn jetzt mit meinem Auto hier raus?”; bei diesen Worte musste ich mich wirklich anstrengen, höflich zu klingen.
„Kommen Sie mit, Sie bezahlen jetzt 25€, dann können Sie fahren.” Immerhin war nicht mehr die Rede von Polizei! Trotzdem, 25€ ist eine Menge Geld.
„Auf dem Hinweis stehen aber nur 15€ wenn man seine Parkkarte verloren hat.”
„Tja, dann lesen Sie mal weiter”
Und da stand es in ganz kleiner Schrift: „Der Wachmeister kann das Strafgeld beliebig bestimmen” Herzlich Willkommen in Deutschland, dachte ich da.
„Ok, ich bezahle ja schon, ich möchte jetzt bitte fahren!”

Dann hat er mich nach den Kfz-Papieren gefragt, die natürlich im Auto waren. Also bin ich zurück zum Auto gegangen, und da war sie, in einer Pfütze, dreckig, aber da!!! Die Parkkarte!!!
Was war ich glücklich! Mit der Karte bin ich zurück zum „Wachmeister” gegangen, habe sie ihm gezeigt. Ein paar nette Worte zum Abschied durften da jetzt nicht mehr fehlen:

„Dann möchte ich mich ganz herzlich bei Ihnen bedanken, dass Sie mir so tatkräftig geholfen haben!!!” Mein ironischer Unterton war absichtlich deutlich zu erkennen. Ich wollte mich gerade umdrehen, als er sagte:
„Tja, ich habe Sie von Anfang an beobachtet! Seit Sie vor der Ausfahrtsbarriere standen, alleine auf den Einfahrtsknopf gedrückt haben, das Auto zur Hilfe überredet haben. Ich habe alles gesehen.”
Entsetzt habe ich dann gefragt: „Und warum sind Sie dann nicht eher gekommen?”
„Tja, ich hab ja schließlich auch noch andere Aufgaben!”

Ein zweites Mal dachte ich: Willkommen in Deutschland!!!



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